1. bonify & Schufa: Zugriff auf persönliche Daten
bonify und Schufa – 2 Firmen, die mit Daten handeln und deren Aktivitäten deshalb von Verbraucherschützern kritisch hinterfragt werden. Vor allem seitdem die Schufa bonify gekauft hat.
Was ist der Unterschied zwischen bonify & Schufa?
bonify ist eine Finanz-App, die bis 2022 dem Berliner Fintech-Unternehmen Forteil GmbH gehörte. bonify ist eine Art Finanzmanager. App-Nutzer können ihren Bonitätsscore und die gespeicherten Finanzdaten einsehen – nicht nur bei der Schufa, sondern auch bei der Auskunftei Boniversum (Einträge bei Creditreform).
Der bonify Finanzmanager bonify Advisory ermöglicht Nutzern außerdem eine Übersicht ihrer Ausgaben und Einnahmen – und gibt Tipps, wie sie ihre Bonität verbessern können.
Die Schufa ist die größte Wirtschaftsauskunftei in Deutschland. Sie speichert nach eigenen Angaben Finanzdaten von rund 68 Millionen Verbrauchern und ermittelt auf deren Basis den Schufa-Score. Dieser Wert soll Banken und anderen Unternehmen die Kreditwürdigkeit und die Zahlungsfähigkeit potenzieller Kunden zeigen.
Ende 2022 hat die Schufa die Forteil GmbH und damit auch bonify gekauft. Damit haben sich zwar 2 Unternehmen zusammengeschlossen, beide Firmen agieren aber weiterhin eigenständig, wie die Schufa betont.
Schufa-Auskunft über bonify: Mehr Transparenz für Verbraucher?
Die Schufa bezeichnet den Kauf von bonify als wichtigen Schritt für mehr Transparenz rund um den Schufa-Score. Für Verbraucher bedeutet das womöglich erstmals, dass sie der Schufa-Tochter bonify Zugriff auf alle Kontobewegungen und Einblick in ihre sensiblen Finanzdaten geben.
Denn wer sich per bonify App den Schufa-Score direkt aufs Handy holen möchte, muss sich erstmal registrieren. Das geht über den Personalausweis – oder mit den eigenen Kontodaten.
Verbraucherschützer sehen darin ein Risiko. Die Schufa speichert ohnehin schon persönliche Informationen über Verbraucher: Kontaktdaten, abgeschlossene Verträge, Kredite, nicht bezahlte Rechnungen, Privatinsolvenz und weitere Daten. Diese Daten werden entgeltlich an rund 10.000 Unternehmen weitergegeben, ohne dass die Verbraucher davon wissen. Welche Unternehmen das sind und wie viel Geld für den Datenhandel fließt, darüber spricht die Schufa in der Öffentlichkeit nicht.
Über den Kauf von bonify hat die Schufa vermutlich die Chance, noch mehr Verbraucher zu erfassen – und noch mehr Daten zu sammeln. Wer sich mit den eigenen Kontodaten registriert, gibt bonify und damit der Schufa Einblick ins Bankkonto – mindestens für 90 Tage.
bonify & Schufa: Ein Datenschutz-Risiko?
Nachdem die BILD den Zusammenschluss von SCHUFA und Bonify als „SCHUFA-Revolution“ gefeiert hat, kursierte im Juli 2023 die Mieter-Bonitätsauskunft des CDU-Politikers Jens Spahn im Internet. Die Netzaktivistin Lilith Wittmann hat eine Sicherheitslücke in der bonify App ausgenutzt und damit gezeigt, wie unsicher die persönlichen Daten sind. Die App wurde daraufhin sofort zur umfassenden Überprüfung offline gestellt.
Die Sicherheitslücke soll nach Aussage von bonify geschlossen worden sein – die App ist seit 8. August 2023 wieder verfügbar.
Das Risiko eines erneuten Datenleaks ist trotzdem nie ausgeschlossen – nicht nur bei bonify und Schufa, sondern überall, wo Daten gespeichert werden. Vergleichbar ist der Facebook-Datenskandal.
Schützen können Verbraucher sich nur, indem sie vorsichtig mit ihren persönlichen Daten umgehen – und bereits gespeicherte Daten prüfen.
2. Probleme mit bonify: Schufa-Auskunft prüfen
Daten schützen heißt auch Daten prüfen. Unternehmen speichern viele persönliche Daten – machtlos sind Sie dagegen dank der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DS-GVO) nicht.
Ob Facebook, Google, die Sparkasse, die Hausbank oder bonify und Schufa: Artikel 15 DSGVO gibt Verbrauchern das Recht, die über sie gespeicherten Daten bei Unternehmen kostenfrei einzusehen. Verbraucher können jederzeit bei Unternehmen anfragen, welche Daten über sie gespeichert sind und wie die Daten genutzt werden.
Wer sich nach dem Datenleck bei bonify Sorgen macht, dass seine persönlichen Daten in falsche Hände geraten, kann ganz einfach bei der Schufa eine kostenlose Kopie seiner Daten anfordern.
Das geht über die Webseite der Schufa – oder mit dem kostenlosen Schufa-Auskunft-Service von advocado.
Wir kümmern uns darum, dass Sie Ihre Schufa-Auskunft erhalten. Anschließend können Sie Ihre Schufa-Daten von einem unserer Partner-Anwälte prüfen lassen.
Der Anwalt mit Schwerpunkt Schufa weiß, welche Daten die Schufa mit Blick auf die DSGVO wie lange speichern darf – und welche Informationen nichts in Ihrer Schufa-Auskunft zu suchen haben. Er kann beurteilen, ob ein Schufa-Eintrag unberechtigt und damit löschbar ist.