Anwalt Schadensersatzrecht: Was muss ich wissen?
Schadensersatz ist eine Wiedergutmachung bzw. der Ausgleich eines Schadens, der einer Person durch einen Dritten entstanden ist. Wann genau ein Anspruch auf Schadensersatz besteht, wann er verjährt und welche Voraussetzungen für die Einforderung zu erfüllen sind, regelt der Gesetzgeber mit dem Schadensersatzrecht.
Das Schadensersatzrecht ist kein einzelnes Gesetz, sondern umfasst verschiedene Regelungen u. a. aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB), dem Produkthaftungsgesetz (ProdHaftG) und dem Straßenverkehrsgesetz (StVG).
Was ist Schadensersatz?
Wer einen Schaden durch einen Dritten erleidet, hat einen Anspruch auf Schadensersatz. Das ist meistens ein finanzieller Ausgleich und soll den Zustand vor dem Schadensereignis wiederherstellen. Voraussetzung ist, dass der Schaden fahrlässig oder vorsätzlich verursacht wurde oder der Schädiger aus anderen Gründen haftet.
In diesen Fällen entsteht ein Anspruch auf Schadensersatz:
- Vertragspflichten gegenüber Vertragspartnern verletzt
- Fahrlässig oder vorsätzlich Rechte, Leben oder Gesundheit einer Person verletzt
- Personen-, Sach- oder Vermögensschaden verursacht
Für welche Schäden bekomme ich Schadensersatz?
Schadensersatz soll laut Schadensersatzrecht materielle und immaterielle Schäden sowie daraus resultierende finanzielle Einbußen ausgleichen. Während sich ein materieller Schaden (Vermögensschaden) konkret beziffern lässt, lässt sich ein immaterieller Schaden (Nichtvermögensschaden) nur schwer in einer Summe ausdrücken.
Dafür bekommen Sie Schadensersatz:
- Abschleppkosten
- Behandlungskosten
- Pflegekosten & behindertengerechte Umbauten
- Beerdigungskosten
- Kosten für Gutachten & Sachverständige
- Wertminderung
- Verhinderte Nutzung von Wohnung, Auto oder Internet
- Verdienstausfall
- Umschulungskosten
- Haushaltsführungsschäden
- Rechtsanwaltskosten
Wie hoch ist der Schadensersatz?
Die Höhe des Schadensersatzes ist von Schwere und Ausmaß des Schadens, daraus resultierenden Dauerschäden und Mitschuld am Schaden abhängig. Berechnen lässt sich eine angemessene Schadenssumme mit einer dieser 3 Methoden:
- Differenzmethode: Vergleich der theoretisch bestehenden Vermögenslage ohne Schaden mit der tatsächlichen Vermögenslage mit Schaden – die Differenz ist der Schadensersatz.
- Konkrete Schadensberechnung: Nachweis über den entstandenen Schaden durch z. B. Kaufvertrag oder Rechnung – die dort ausgewiesene Summe ist der Schadensersatz.
- Abstrakte Schadensberechnung: Lassen sich Schäden nicht konkret beziffern, werden ähnliche Fälle zum Vergleich herangezogen.
Weil die Bestimmung eines angemessenen Schadensersatzes nicht leicht ist, kann es hilfreich sein, die Höhe von einem Anwalt für Schadensersatzrecht berechnen zu lassen. Er weiß, welche Berechnungsmethode in Ihrem Fall anzuwenden ist und welche Nachweise zu erbringen sind.
Wie mache ich Schadensersatz geltend?
Wenn Sie Schadensersatz geltend machen möchten, können Sie zunächst versuchen, sich außergerichtlich mit dem Schädiger bzw. seiner Versicherung zu einigen. Dabei können Sie sich an dieser Schrittfolge orientieren:
- Bei Unfällen im Straßenverkehr die Polizei verständigen & Verletzungen von einem Arzt untersuchen lassen.
- Den Schaden dokumentieren durch u. a. Fotos, Zeugenaussagen, Polizeibericht & ärztliches Gutachten
- Beweispflicht erfüllen & nachweisen, dass Schadensereignis der Grund für beschädigtes Eigentum oder finanzielle Einbußen ist.
- Schriftliche Schadensersatzforderung mit ausführlicher Beschreibung des Schadensereignisses & der Schäden an den Verursacher schicken.
- Nachweise (z. B. Fotos, Zeugenaussagen oder ärztliche Gutachten) & geforderte Schadenssumme nennen.
- Angemessene Frist zur Zahlung des Schadensersatzes setzen.
Damit die Gegenseite oder ein Gericht Ihre Forderung aufgrund mangelnder Beweise oder eines falsch berechneten bzw. zu hohen Schadensersatzes nicht ablehnen und sie ihren Anspruch dann gerichtlich durchsetzen müssen, kann anwaltliche Beratung ratsam sein.
Ein Anwalt für Schadensersatzrecht weiß, welche Voraussetzungen für eine erfolgreiche Durchsetzung zu erfüllen sind und wie sich die Argumente der Gegenseite am besten entkräften lassen.
Kann Schadensersatz verjähren?
Ja, ein Anspruch auf Schadensersatz verjährt nach einer bestimmten Frist. Das bedeutet, dass nach einer gewissen Zeit kein Schadensersatz mehr geltend gemacht werden kann, auch wenn ein Anspruch besteht. Im Schadensersatzrecht gibt es verschiedene Verjährungsfristen:
- 6 Monate: Schadensersatzansprüche von Vermietern wegen Mietsachschäden
- 3 Jahre: Schadensersatzansprüche wegen Sachbeschädigung
- 10 Jahre: Schadensersatzansprüche gegen unbekannten Schädiger
- 30 Jahre: Schadensersatzansprüche wegen immaterieller Schäden an Leben, Körper & Gesundheit
Die Verjährungsfrist von Schadensersatz setzt zum Ende des Jahres ein, in dem es zum Schadensereignis kam und der Geschädigte Kenntnis vom Schaden erhalten hat.
Beispiel: Ein Autounfall am 31.03.2020 hatte erhebliche Schäden an einem Auto zur Folge, die einen Anspruch auf Schadensersatz begründen. Die Verjährungsfrist beginnt also am 31.12.2020 und endet am 31.12.2023.
Wer zahlt den Schadensersatz?
Schadensersatz muss derjenige zahlen, der einen Schaden verursacht hat. Hat der Schädiger eine private Haftpflichtversicherung oder eine Kfz-Haftpflichtversicherung, übernimmt diese die Schäden, wenn sie von der Police abgedeckt sind.
- Private Haftpflicht: Die Versicherung übernimmt versehentliche Personen-, Sach- & Vermögensschäden.
- Kfz-Haftpflicht: Die Versicherung übernimmt alle Personen-, Sach- & Vermögensschäden, die mit dem eigenen Auto verursacht wurden.